Gotthard-Kühl-Schule, Lortzingstraße 27, 23556 Lübeck HL, 27.02.2018
AG „Obst-Abenteuer“ an der GKS – ein Pilotprojekt für Schleswig-Holstein
Die vom Hanse-Obst e.V. entwickelte Schul-AG „Obst-Abenteuer“ war 2014 ein Novum. Sie ist seit sechs Jahren ein Erfolgsmodell, das bis nach Kiel und Heiligenhafen Furore gemacht hat. Entwickelt vom damaligen Schulleiter Matthias Isecke-Vogelsang und von Dipl.-Soziologe Egleder, Mitbegründer von Hanse-Obst (www.hanse-obst.de), haben inzwischen weitere Naturpädagogen mitgemacht: der Forstingenieur Marcus Blaczinski sowie die vom BUND Niedersachsen ausgebildeten Streuobstwiesenpädagogen Antje Hay und Ulrich Praedel. Die Nachmittags-AG findet im Schulnetzwerk St. Lorenz Nord im Verbund mit der Grundschule Schönböcken und dem Burkhardt-Gymnasium statt. In den Jahren seit Beginn dieser Obstpädagogik sind ein Dutzend Schulen in Lübeck + Umgebung dem GKS-Beispiel gefolgt: u.a. Albert-Schweitzer-Schule, Willy-Brandt-Schule, Baltic-Schule, Berufliche Schule Bad Schwartau, Oberschule zum Dom. Die AG hat sich gut an der GKS etabliert, zeitweise Aufnahmestopp (mehr Interessierte als die 16 Pkw-Sitzplätze für die Exkursionen). Was machen die Schüler/innen unter Anleitung der Vereinsmitglieder von Hanse-Obst e.V. ?
- Obstbäume pflanzen (erst im Schulgelände, dann im Stadtteil)
- Obstprodukte herstellen (Schulküche, Erlebnismosterei Lübeck)
- Regionalsorten wie „Lübecker Sommerbergamotte (Birne) kennenlernen
- Ungespritztes Obst für gesunde Ernährung + zum Klimaschutz erleben
- Alte Obstwiesen + Obstbiotope in + um Lübeck besuchen + pflegen
- Eine leere + vermüllte KGV-Parzelle zum Lehrgarten machen (Gemüse, Kräuter, Obst
- Zum Vorbild für andere Schulen werden
- Zu Multiplikatoren + Netzwerkern einer ganzen Region aufsteigen
Zu 1. Obstbäume pflanzen: Im Eingangsbereich der Schule wurden 2014 und 2015 insges. 4 alte Obstsorten gepflanzt, darunter die „Lübecker Sommerbergamotte“. Hinzu kamen später Obstbäume in der Lortzinstraße und der benachbarten Mortzfeld-Schule. Die GKS-Obst-Idee breitet sich aus. Die Schüler/innen sind auch im angrenzenden Kleingartenverein aktiv, ein verwilderter Leergarten wird zum Lehrgarten. Passend zur Obst-AG entwickelt sich ein GKS-Bienenprojekt.
Die Obst–AG pflanzt mit dem Schulleiter den Apfel „Prinz Albrecht von Preußen“ c/Hanse-Obst
Zu 2. Obstprodukte herstellen: Die Schüler/innen besuchen die Erlebnismosterei Lübeck, wo Praktikumsmöglichkeiten bestehen, und stellen in der Schulküche eigenen Saft mit selbst geerntetem Obst her, ein Riesenspaß:
Spaß beim Herstellen von Apfelsaft – mit anschließendem Putzen von Saftpresse + Schulküche c/Hanse-Obst
Zu 3. Regionalsorten kennenlernen: Alte regionale Obstsorten wie „Lübecker Marzipanapfel“ oder „Lübecker Prinzessbirne“ werden in der Lübecker Baumschule Bornholdt nachgezüchtet, die von den Schüler/innen mehrfach besucht wird:
Motivierte Kids in der Lübecker Baumschule von Peter Bornholdt (kann Praktikum gemacht werden) c/Hanse-Obst
Zu 4. Ungespritztes Obst für gesunde Ernährung + zum Klimaschutz erleben: „I, den Apfel vom Baum esse ich nicht“, rief eine Schülerin; 3 Monate später sagte sie: „I, die gespritzten Äpfel aus dem Supermarkt esse ich nicht mehr! Die schmecken nicht + sind ungesund.“ Die Schüler/innen lernen, dass regionale Obstbäume leckere Früchte + nachhaltigen Klimaschutz liefern (Verzicht auf gespritztes Obst aus Übersee); vgl. Anhang 1.
Zu 5. Alte Lübecker Obstwiesen pflegen: Die Schüler/innen lernen bei der Obstpflege ihre Stadt + deren Geschichte kennen, z. B. den Moisling Baum (alte Zollstation) oder den Lübecker Obsthain, 1934 von politischen Häftlingen als „Obstkernzuchtanlage“
Spielerisch den Obsthain kennenlernen + Geschichtsspuren entdecken – Reisighaufen mit Spaßfaktor c/Hanse-Obst
Zu 6. Eine leere + vermüllte KGV-Parzelle zum Lehrgarten machen: Angeleitet von Ulrich Praedel, ein ausgebildeter Streuobstpädagoge, entrümpeln die Kids im benachbarten KGV Neuhof die Patzell 1158 (s. Bild) und gestalten sie zu einem Muster-Naschgarten um: Gemüse, Obst + Kräuter werden dort angebaut. Der naturnahe Naschgarten dient auch Tieren wie Wildbienen, Vögeln, Fledermäusen, Schmetterlingen und kann ebenfalls von der Garten-AG + allen Schulklassen mitbenutzt werden:
c/ Hanse-Obst
zu 7. Zum Vorbild für andere Schulen werden: 11 Schulen sind bereits durch die GKS-AG inspiriert; es entstehen Kontakte in andere Stadtteile:
GKS-Kids besuchen Baltic-Schule + Oberschule zum Dom, um dort Obstbäume zu betreuen c/Hanse-Obst
Zu 8. Zu Multiplikatoren + Netzwerkern einer ganzen Region aufsteigen
GKS-Kids + Förster Blaczinski: „Leergarten zum Lehrgarten“ umfunktionieren c/Hanse-Obst
Die AG hat in den Jahren ihres Bestehens folgendes angestoßen/vernetzt:
- Teil des Schulnetzwerkes St. Lorenz Nord (Burkhardt-Gymnasium + Grundschule Schönböcken)
- Teil der Lübecker Initiative Hanse-Obst (auch schulexternen Veranstaltungen wie Veredlungs- oder Schnittkurse, Pflanzaktionen; z.T. mit Elternbeteiligung)
- Teil der Essbaren Stadt Lübeck
- Kontakt zum Museum für Natur + Umwelt (wird Umweltzentrum, Schulpraktikum möglich)
- Kontakt zur Unteren Naturschutzbehörde Lübeck (Schulpraktikum ggf. möglich)
- Kontakt zum Lübecker Grünflächenamt (Erlaubnis in der Lortzingstr. Obstbäume zu pflanzen, im nahen Park essbare Sträucher)
- Kontakt zu div. Lübecker Schulen + Kitas durch Baumpflanzaktionen + Obstpädagogik
- Kontakt zum Lübecker Schulgarten
- Kontakt zu Lübecker Imkern (GKS-Lehrer Lars Ehlert macht Bienen-Projekt auf Schulhof + hat Bienenstöcke auf Obstwiese am Moislinger Baum, wo AG-Schüler/innen pflegen
- Teil eines Mehr-Generationen-Projekts in St. Lorenz Nord (geplantes Gartenprojekt der Künstlerin Gesche Peters)
- Kontakt zur Baumschule von Peter Bornholdt im Stadtteil (Praktikum möglich)
- Kontakt zur Erlebnismosterei Lübeck von Henry Gehring (Praktikum ggf. möglich, 1. September bis 15. November)
- Kontakt in andere Stadtteile zur Obstwiesen-Pflege: Obstwiese am Waldhusener Moorsee, Obstwiese Hohewarte (Brandenbaum), Obsthain Siems u.a.
- Kontakt zu den Pfadfindern Royal Rangers, Nutzung deren Gelände am Krummesser Baum mit Gewächshaus + am Moislinger Baum (historische Stadtgrenze mit Zollstationen)
- Integration von Kids dt. + fremder Herkunft, mit + ohne Handicap
- Mitwirkung am BUND-Projekt „Bienenfreundlichste Kommune Schleswig-Holsteins“
- Kontakt zum Lübecker Jugendring (Praktikum möglich) und Mitwirkung am Lübecker Ferienpass
- Kontakt zu gemeinnützigen Vereinen im Umfeld wie Brockensammlung Lübeck, Steinrader Weg 7, und Shelter for Children, Artlenburger Str. 21 (Praktikum ggf. möglich).
- Zusammenarbeit mit benachbartem Kleingartenverein (mit KGV-Vorstand Stöwer einen vermüllten Leergarten zum Lehrgarten gemacht)
- Außenwirkung über Lübeck hinaus: Einladungen nach Holstein bis nach Heiligenhafen + Kiel
Bei jeder mit Schüler/innen gepflanzten Regionalsorte hat die Zukunft schon begonnen: Die an unser Klima angepassten Obstbäume haben eine Lebenserwartung von 100 Jahren – da stehen wohl die meisten Schulgebäude nicht mehr. Nach GKS-Vorbild stehen bereits 40 „Zukunftsbäume“ an Lübecker Schulen + Kitas. Es sind zugleich „Klima-Bäume“.
Im Mai 2016 haben 16 GKS-Kids Spaß beim Apfelbaum-Pflanzen am Moislinger Baum c/Hanse-Obst
Die AG-Treffen des GKS-Pilotprojekt seit 09.09.2014, bisher über 500 Stunden, sind in bebilderten Dokumentationsmappen belegt; Erlaubnis zum Fotografieren durch die Eltern liegt vor.
Höhepunkt der AG „Obstabenteuer“ war bisher eine Einladung vom Kieler Umweltminister Dr. Robert Habeck. Er ließ sich von einer Abordnung der Gotthard-Kühlschule, angeführt von Schulleiter Matthias Isecke-Vogelsang und den Obstpädagogen vom Lübecker Hanse-Obst e.V., Heinz Egleder und Ulrich Praedel, das naturpädagogische Konzept erklären. Anschließend wurde in Gegenwart des Ministers und seiner Staatssekretärin vor dem Kieler Ministerium eine Regionalsorte, der „Holsteiner Cox“, gepflanzt:
Umweltminister Dr. Habeck pflanzt mit der GKS am 28.11.2017 einen Apfelbaum c/ Umweltministerium Kiel
Diese AG „Obstabenteuer“ wird unterstützt von Shelter for Children e.V. und den christlichen Pfadfindern Royal Rangers Lübeck sowie den Lübecker Maltesern; sie versteht sich als Teilprojekt der Essbaren Stadt Lübeck.
Weitere Infos:
Antje Hay, 0151 24076132 oder antje.hay@web.de
Heinz Egleder, 0176 278 40 625 oder e.h.egleder@t-online.de